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Gründen im Tigerstaat: Technologie-Startups in Singapur


Meine Familie lebt seit 5 Jahren in Singapur und schaue ich mich in der Stadt um, fallen mir sofort die Kinder mit den Tablets und Smartphones auf. Da stellt sich die Frage, ob nicht eine solche Stadt, in der schon die Kleinsten mit den neuesten Technologien vertraut sind, auch besonders herausragende Technologieunternehmen hervorbringt.

Die Bedingungen für eine Unternehmensgründung sind in Singapur durchaus gut. Laut dem Startup Ecosystem Report 2012 befindet sich der Stadtstaat auf Platz 17 der startup-freundlichsten Länder der Welt. Die World Bank sieht Singapur sogar auf Platz 1, wenn es um die Bedingungen für eine Unternehmensgründung geht. Damit besitzt der Tigerstaat das Potenzial, in den kommenden Jahren zum Zentrum der Startup-Szene Asiens zu werden. Dazu trägt nicht zuletzt auch die geografische Lage des Landes bei. Ein guter Standort bildet schließlich eine wichtige Grundlage für Entrepreneurs, um Geschäfte aufzubauen und sie strategisch auszurichten.

Singapur bietet hervorragende Möglichkeiten, gleichzeitig in wichtigen Nachbarländern zu launchen. Denn kurze Entfernungen bedeuten nahezu gleiche Zeitzonen zu den Nachbarstaaten, was wiederum den Markteintritt und die Geschäftsbeziehungen zu diesen Ländern vereinfacht. Gleichzeitig hilft Englisch, die Amtssprache Singapurs, beim Launch im englischsprachigen Ausland. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch, dass Singapur an sich schon viele verschiedene Kulturen, angefangen von Chinesen und Russen bis hin zu Expats aus Australien oder auch Deutschland, und damit eine Menge unterschiedlicher Perspektiven und Know-how vereint.
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Die Regierung hat einiges unternommen, um in Singapur einen Gründerboom zu entfachen. So wurden Fonds eingerichtet, sowie Agenturen und Behörden aufgebaut wie beispielsweise das Economic Development Board und International Enterprise Singapore,, die Gründungswilligen mithilfe von Kapital und Kontakten beim Start zur Seite stehen. Neben dem Kapital findet man auch gut ausgebildete Talente in Singapur.

Ein Beispiel für ein in Singapur ansässiges Startup ist Perx, ein Unternehmen, das digitale Stempelkarten in Form einer App für Smartphones entwickelt hat. Der Gründer von Perx Andrew Roth, wählte Singapur als Testmarkt, da das Land (fast) alle internationalen Lebensmittelketten vereint und er von dort aus verhältnismäßig einfach in andere südostasiatische Märkte expandieren kann.

Singha pur

Doch heißt das jetzt, dass alle, die vorhaben ein Technologieunternehmen zu gründen nach Singapur auswandern müssen? Soweit ist es doch nicht. Einer der grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem Silicon Valley und der Startup-Szene in Singapur ist kultureller Natur: Während im Silicon Valley der rege und offene Austausch von Ideen auf offiziellen und informellen Events einen wichtigen Bestandteil des Ideenfindungs- und -entwicklungsprozesses darstellt, behalten Asiaten ihre Ideen oftmals lieber für sich. NDAs sind allgegenwärtig, die angedrohten Strafen bei Verletzungen der Schweigepflicht drakonisch.

Doch es tut sich etwas: Immer mehr Barcamps und Foren wie hackerspace.sg und superhappydevhouse.sg bieten Austauschmöglichkeiten in Form von Sessions u.ä., um Feedback und Kritik zu den eigenen Ideen einzuholen. Ich hatte bislang noch nicht die Gelegenheit, einem singapurischen Barcamp beizuwohnen, stelle es mir aber sehr viel gesitteter und ruhiger vor als hierzulande.

Steht eine Geschäftsidee, gibt es Geld vom Staat und Hilfe bei der Finanzierung. Was zunächst traumhaft klingt, hat jedoch auch seine Schattenseiten. Denn da Geld ja oft gleichbedeutend mit Macht ist, erhöht sich auch der Einfluss der Regierung auf das Unternehmen mit steigenden Investitionen.

Sicherlich birgt die Unternehmensgründung in Singapur noch zig mehr Facetten, die ich hier nicht alle aufführen konnte bzw. nicht kenne. Fakt ist jedoch, dass Singapur seinem Status als wirtschaftlicher Tigerstaat im Hinblick auf Neugründungen durchaus gerecht wird – je nach dem welche Ziele und Strategien man als Gründer verfolgt. Permanente 30 Grad im Schatten und die kulturelle Vielfalt nicht nur kulinarischer Art sind meines Erachtens nach zwei weitere Argumente, die deutlich für den Stadtstaat sprechen :)



Über Alumni Fisch

Artikel unserer ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Danke für die tolle Zeit mit Euch!


Ein Kommentar



  • Anna

    Fu00fcr manche wu00e4ren die 30 Grad eher ein Argument, das gegen Singapur spricht ;-)nnAber wenn man sich entscheidet, dort zu gru00fcnden, sollte man aufpassen. Die Gesetze und Vorgaben sind ja doch andere als z.B. in den USA oder auch den Arabischen Emiraten. Deshalb am besten professionelle Unterstu00fctzung holen, wie hier mit Spezialisierung auf Singapur. Ein Tipp aus eigener Erfahrung!

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