Gedanken vor und nach dem Urlaub
Die Sommerferien in Deutschland sind vorbei. Und auch bei uns in der Agentur haben sich wieder alle versammelt – und natürlich hat jede/r staunenden Ohres den Urlaubsberichten der anderen gelauscht.
Während Sina den wogenden Wassern der Ostsee an Dänemarks Küste frönte, durchwanderte Jan die Karpaten im südlichen Polen. Unser Seb verschwand in einem idyllischen Dorf in Südfrankreich und Mone erklomm so manchen Gipfel in den österreichischen Alpen. Einzig Iris blieb zu Hause in Berlin, verbrachte aber trotzdem drei schöne und ereignisreiche Wochen am Badesee und im Kiez. Mich zog es nach längerer Zeit wieder einmal auf meine Lieblingsinsel Mallorca.
Aber diesmal war es irgendwie anders. Schon im Vorfeld kreisten meine Gedanken darum, ob es richtig ist, dorthin zu fahren. Medienberichte zu „Overtourism“ mit Bildern von überfüllten Innenstädten und gestressten Anwohnern, die wütend protestieren, weil der bezahlbare Wohnraum immer knapper wird, aber gleichzeitig immer mehr Touristen auf die Insel strömen und ihnen kaum Luft zum Atmen lassen, erschreckten mich. Ein Kurzbesuch vorher bei Freunden in der Nähe von Venedig, wo die gleichen Probleme herrschen wie auf Mallorca, bestätigte leider, was ich gesehen und gelesen hatte.
Doch alles war gebucht, die Sehnsucht groß, also fuhren wir – den Bedenken zum Trotz. Die Insel beschenkte uns mit Sonne, Meeresrauschen, Köstlichkeiten der spanischen Küche und netten Gesprächen mit Einheimischen. In den kleinen Dörfern im Hinterland und auf den schattigen Wanderwegen der Serra de Tramuntana begegnete uns kaum jemand außer Ziegen und Schafen. Palma hingegen und Port de Sóller waren überfüllt; wir wagten keinen Versuch, dort bummeln zu gehen.
Urlaub ist weit mehr als die Pause vom Alltag – mal rauskommen, neue Eindrücke sammeln, die eigenen Batterien aufladen, fremde Kulturen kennenlernen, andere Menschen treffen und sich austauschen oder auch den Kindern die Welt zeigen. Dieses persönliche Bedürfnis nach Erholung und Abwechslung ist vollkommen legitim. Gleichzeitig wissen wir, dass manche Städte und Regionen der Erde massiv unter dem überbordenden Tourismus leiden: Tausende Urlauber*innen jedes Jahr, immer weniger bezahlbarer Wohnraum, Müllberge, Wassermangel und eine überlastete Infrastruktur – die Liste ist lang. Und die langfristigen Folgen für Einheimische, Natur und Kultur sind oft noch gar nicht vollständig absehbar. Gleichzeitig ist der Tourismus für unzählige Menschen weltweit die wichtigste Einnahmequelle – ein unglaubliches Dilemma, denn sie leben davon, leiden aber auch darunter.
Aber was heißt das nun für uns? Soll man gar nicht mehr verreisen? Damit entlastet man auf jeden Fall die Umwelt und die Menschen vor Ort in den überlaufenen Urlaubsregionen. Ein vollständiger Verzicht auf Reisen würde aber unter Umständen wirtschaftliche Lücken reißen.
Ich denke, die Lösung für uns Reisende liegt in einem viel bewussteren Umgang mit dem Thema. Die erste wichtige Frage nach dem Reiseziel sollte man gleich mit Recherchen nach der Situation vor Ort verbinden. Welche Alternativen gibt es, die das bieten, was man sich wünscht (dazu muss man oft noch nicht einmal das Zielland wechseln). Und darf es auch ein inhabergeführtes Hotel sein oder eine kleine Pension? Wem es möglich ist, sollte in der Nebensaison reisen, die genauso schön sein kann wie die Hauptsaison. Und letztlich ist da die Frage, wie man ans Ziel seiner Urlaubsträume kommt?
Mit all diesen Gedanken und Überlegungen bin ich sicher nicht allein und etwas Bewegendes, Neues sind sie auch nicht. Aber wir haben nun mal eine Verantwortung für die Orte, Menschen und Kulturen, die wir besuchen – das sollten wir uns einfach immer wieder bewusst machen. Und eine Balance schaffen zwischen eben dieser und unserem Bedürfnis nach Erholung und „neuen Welten“.