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Web-Kolumne: Das vermeintliche Ende der medialen Nahrungskette


Seit Anfang 2009 verzichtet die WAZ-Gruppe auf Agenturmeldungen der dpa. Andere Tageszeitungen werden vor dem Hintergrund schrumpfender Werbeeinnahmen und  unter dem Diktum weiterer Einsparungen sicherlich bald folgen. Zurecht wird jetzt die Frage laut, wie Tageszeitungen, aber auch andere Print- und Online-Medien, zukünftig ihre Seiten füllen wollen, wird doch ein Großteil der Politik- und Wirtschaftsbeiträge aus Agenturmeldungen generiert.

Zusammengestutzte Redaktionen und ausgedünnte Korrespondentennetze kommen hierfür als Substitut wohl kaum in Frage. Bleiben eigentlich nur noch nutzergenerierte Inhalte der Bürgerjournalistinnen und -Journalisten als Allheilmittel gegen alle medialen Zukunftsängste. Aber was passiert mit den Agenturen?

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In seiner letzten Ausgabe betrachtet der Economist das Thema aus einer anderen Perspektive. Laut einer Studie des renommierten Reuters Institute for the Studies of Journalism der Universität Oxford veröffentlichen große, internationale Nachrichtenagenturen wie Reuters und Bloomberg schon jetzt ihre Top-Stories an ihren klassischen Abnehmern, den Tageszeitungen, vorbei. Stattdessen erscheinen die Breaking News zuerst auf zahlungskräftigen, werbefinanzierten Online-Publikationen.

Hinzu kommt für sie der traumhafte Wachstumsmarkt der mobilen Endgeräte à la iPhone und Kindle 2, ganz zu schweigen von dem langsam marktreifen E-Paper – alles potentielle Outlets für die mundgerechten News-Happen der Nachrichtenagenturen. Hierzu passt auch, dass der angeschlagene Medienkonzern News Corp zwar drastisch Stellen bei seinen Zeitungen streicht, auf der anderen Seite aber auf der ganzen Welt Journalisten für seinen internationalen Wirtschaftsnachrichtendienst Dow Jones einstellt. Um das Überleben der Nachrichtenagenturen muss sich demzufolge derzeit niemand sorgen.

Interessant bleibt natürlich die Frage, wer letztendlich dazu bereit sein wird, gegen  Bares Agenturmeldungen auf seinem iPhone zu lesen.



Über Alumni Fisch

Artikel unserer ehemaligen Kolleginnen und Kollegen. Danke für die tolle Zeit mit Euch!


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