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Fachkräftemangel, Innovationsdruck, Kommunikationswandel: Warum Stipendien an Bedeutung gewinnen könnten

, 09.11.2011,

Stipendien werden im Allgemeinen immer noch als reine Spitzenförderung von Genies (oder mindestens Halbgenies) verstanden.

Auch in der Wikipedia ist das Stipendium vorrangig als Element der Begabtenförderung erklärt. Also etwas für Leute, die in Mathe, Physik oder Musik eine Eins mit Sternchen auf dem Zeugnis hatten und ihre Kindheit und Jugend nicht mit Blutgrätschen in den Pfützen dreckiger Bolzplätze verschwendeten.

Aber das stimmt so erstens schon jetzt nicht mehr und zweitens spricht vieles dafür, dass Fachkräftemangel, Innovationsdruck und Kommunikationswandel für einen entscheidenden Anstieg von Stipendien sorgen werden. Und zwar Stipendien, die von Unternehmen getragen werden und nicht wie bisher üblich von Stiftungen oder Vereinen.

Unternehmen müssen die Fachkräfte von morgen so früh wie möglich auf ihre Seite ziehen und die Zeiten unbezahlter Praktika und schlecht bezahlter Diplomanden-Jobs dürfte sich hoffentlich gerade dem Ende zu neigen. Im Gegenteil werden stattdessen engagierte Studenten mit hoher sozialer Kompetenz unabhängig von ihrer Fachrichtung sogar finanziell unterstützt werden, ohne dass direkte Gegenleistungen vertraglich fixiert werden.  Und dabei können und werden Unternehmen bereits während der Studienzeit von den Stipendiaten profitieren:

Wissensmanagement und Kommunikation

Kein Mittelständler kann sich vor den Themen Innovation und Internationalisierung verstecken.

Lernen fürs Leben! (Und für Deine Marke?)

Stipendiaten können z.B. an der Pflege des Unternehmen-Wikis beteiligt sein, in denen wissenschaftliche Texte, Medienberichte oder Innovationen gespeichert, übersetzt und zur internen (Trendforschung) und externen (Blog, Facebook) Kommunikation verarbeitet werden. Nicht länger werden also nur herausragende Ingenieure gefragt sein sondern auch Soziologen oder Sprachwissenschaftler, die sich für ein Thema begeistern können, wo sie ihr erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten praktisch einbringen können und Verantwortung übernehmen können, ohne dem ernsthaftem Druck ausgesetzt zu sein.

Produktdesign: Potential, dass es weh tut

Besonders gefragt könnten auch angehende Produkt-Designer sein.  Da steckt in Deutschland in meinen Augen noch so viel Potential, dass es schon wehtut.

Offenbar fehlt es ganz oft am Mut, neue Wegen zu gehen und im Zweifel auch aberwitzige Skizzen für die Halde zu produzieren. Das Budget dafür wird oftmals lieber an Agenturen vergeben, um am Ende das Pferd von der falschen Seite her aufzuzäumen. Statt das Produkt als solches geiler zu machen, wird viel Geld in bunte Bilder investiert, die das bestehende besser verkaufen sollen.

Alkfrei! Aber nur von Innen...

Nehmen wir das Beispiel alkoholfreies Bier. Ist es nicht verrückt, dass ein goldenes Bier noch immer als Meilenstein der Markenpostionierung gilt, weil durch ein radikales Produkt-Design völlig neue Zielgruppen angesprochen wurden, aber bis heute jedes alkoholfreie Bier genauso aussieht wie sein alkoholhaltiger großer Bruder. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir ist das peinlich, im öffentlichen Nahverkehr tagsüber alkoholfreies Bier zu trinken. Wie sieht denn das aus? Schuld ist einzig und alleine das Produktdesign.

Allgemein könnten Kreativ-Stipendien auch als PR-Instrument an Bedeutung gewinnen. In meinem privaten Blog stichel ich gerne ein wenig gegen die hiesige Sparkasse, da deren Stiftung zwei Stipendien vergibt für einen Stadtschreiber, von dessen Schaffen man nie etwas mitbekommt und einem Fotografen, der ebenfalls seine Werke lieber versteckt, als im Web zu präsentieren.

Wie viel innovativer wäre ein Stipendium für elektronische Musik. Darüber würde in den (sozialen) Medien garantiert mehr gesprochen. Vor allem bei jungen Zielgruppen und die sind es doch, die ihre Hausbank noch finden müssen. Wir haben gerade einem Kunden ein in diese Richtung gehendes Konzept entworfen und wenn das gut klappt, dann gewinnt er nicht nur spannende Produkt-Ideen sondern einzigartigen originären Content für sein Blog…

Fazit:

Ich denke, in Anbetracht des mittlerweile gängigen Hauruck-Studiums sind Stipendien eine Möglichkeit, Kreativität zu unterstützen. Und ohne Kreativität keine Innovation und ohne Innovation kein Wachstum. Ich gebe zu, ich kenne mich in dieser Materie nicht so gut aus und bin daher dankbar für Eure Gedanken und Anregungen und Erfahrungen.

Welche Beispiele kennt ihr? Was denkt ihr darüber? Würdet ihr, liebe Studenten, ein Stipendium annehmen und Euch so mit einem Unternehmen verbinden?

Ich freu mich auf jeden Input.

Foto: "Study Time" by steakpinball


Über Sebastian

Sebastian ist Creative Director und kommt ursprünglich aus der Musikbranche, wo er sich sehr früh der Arbeit mit social networks gewidmet hat. Bevor er zu den Frischen Fischen stieß, hat der studierte Betriebswirt fünf Jahre für die Mobile Marketing Agentur Goyya Kampagnen konzipiert und betreut.


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