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Marktführer-Schein –Das führende Agenturblog über arrogante Attribute


Als führende deutsche Agentur für Tech-PR haben wir es immer wieder mit PR-unerfahrenen Start-ups zu tun, die sich in ihrem Wording gern an US-Standards orientieren. Die ersten Abstimmungen zu Pressetexten beinhalten daher naturgemäß rege Diskussion über den Sinn und Unsinn von Superlativen, die in US-Meldungen Gang und Gebe sind. Sehr oft möchten sich die jungen Unternehmer mit den Attributen „Marktführer“ oder „der führende Anbieter“ schmücken, um so für Journalisten (sowie für potentielle Kunden und Investoren unter der Leserschaft) noch interessanter und wichtiger zu wirken. Nicht selten schlagen dann sogar selbsternannte Marktführer für Märke auf, die sich als solche erst noch beweisen müssen (also noch alle Player rote Zahlen schreiben).

Die Folgen dieser vollmundigen Formulierungen sind den Unternehmen selten bewusst: Redakteure reagieren überwiegend gelangweilt oder genervt, denn nur wenig ist gehaltloser, als dass sich eine Firma nur nach eigenen Angaben über den Mitbewerb erhebt. Und überhaupt: Wer ist Marktführer für Projektmanagement-Software: Der Anbieter mit 100 Kunden, die monatlich 1.000 EUR zahlen oder der Anbieter mit 1.000 Kunden, die monatlich 100,00 EUR zahlen? Und da wären wir schon beim nächsten Problem: Wer Marktführer sein will, muss auch die Hosen runter lassen und Zahlen nennen. Die interessieren Journalisten wie Blogger nämlich weitaus mehr als nur schwammige Attribute.

Die Mitbewerber sind ebenfalls nicht untätig. Auch sie lesen solche Formulierungen sehr genau und sind nicht bereit diese unwidersprochen stehen zu lassen. Eine freundliche Aufforderung zur Unterlassung ist das geringste Übel, doch im schlimmsten Fall hagelt es eine Abmahnung per anwaltlichem Schreiben, die unter Umständen einen kostspieligen und peinlichen Prozess nach sich ziehen kann. Ganz schön viel Ärger also für etwas Eitelkeit.

Deswegen rate ich meinen Kunden generell zur Entschärfung und Spezifizierung dieser Formulierungen. Statt „Marktführer“ sind z.B. „großer unabhängiger Hersteller“ oder „Premiumanbieter“ unverfänglich und charakterisieren eine Firma etwas stärker. Sind unsere Kunden aber wirklich und nachweislich (!!) die Besten, Größten, Tollsten, Marktführensten in einem Segment, tragen wir das trotzdem nicht penetrant vor uns her. Es gehört dann aber zumindest ins Boilerplate, also den Abbinder einer Pressemeldung.



Über Mone

Simone sprang nach ihrem Studium der Soziologie ins kalte Nass und absolvierte bei den Fischen ein Volontariat. Weil Wasser ihr Element ist, blieb sie uns bis heute treu und setzt ihren Fokus dabei auf PR aus den Bereichen Tech und Gaming.


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