Wir bloggen über alles, was uns bewegt. Von Fußnoten bis Fußball, von Kant bis Rant.


Die cebit war gut – aber das Beste war trotzdem das Wetter

, 22.03.2013,

Nachdem ich in meiner Funktion als Social-Heinz in den vergangenen zwei Jahren die Cebit ausgelassen hatte (zu wenig begeisterte mich das Leben der Webciety), hab ich in diesem Jahr doch immer wieder einen Seitenblick auf das Programm geworfen, da mich die in den Mittelpunkt gestellte “Shareconomy” schon lange sehr interessiert. Bezeichnenderweise habe ich dann bei den geschätzten Agenturkollegen von queo eine Mitfahrgelegenheit abgestaubt.

Die Fahrt war dann allerdings keine “Kaffeefahrt” mit einem Dutzend Dresdner Nerds, wie Kollegen unkten, sondern ein sehr intimer Trip im VW Bus, an dem außer mir noch vier sehr nette StudentInnen teilnahmen. Unsere Reiseleitung bestand aus queo-Urgestein und Director Technology Dirk Cosmar und Werkstudentin Paula Lehmann, denen ein großes Lob gebührt für die freundliche Betreuung ihrer Gäste.

Nach einer zügigen Reise und angeregtem Erfahrungsaustausch, erreichten wir Hannover bei herrlichem Sonnenschein. Ich tingelte direkt los, um mich mit ein paar alten Bekannten zu treffen und wunderte mich zunächst über die recht spärlich besuchten Hallen. Dafür gab es aber zwei sehr gute Gründe. Zum einen waren die Besucherzahlen erneut rückläufig, zum Anderen lockte die warme Sonne viele der Fachbesucher auf die Freiflächen. Zwischen zwei Termine passt halt immer eine Stunde mit Langnese. Oder wie der gute Erik später feststellte:

Cebit bei Sonne ist wie Schule schwänzen mit Schlips

Leider war das mit der Shareconomy nur ein schöner Medien-Schnack. Wer auf Gruppenangebote bei den Imbissständen oder “Teile-Kickboards” gehofft hatte, wurde enttäuscht. Während man sich bei der South by Southwest Fahrräder (,die ihren Standort twitterten) teilte, ging man bei der cebit noch brav alleine zu Fuß. Dass es dann Vorträge zur Shareconomy gab, die nur gegen Gebühr zu sehen waren, war dann eigentlich nur logisch. Schade. Denn man hätte die gepredigten Innovationen (Smart Sharing) sicher besser erlebbar machen können und genau darin muss die cebit in meinen Augen künftig ihr Heil suchen. In der globalisierten und digitalisierten Welt würde es wundern, wenn die cebit je wieder der Ort wird, wo bahnbrechende News der großen Konzerne verkündet werden. Dafür gibt es bedeutendere Events. Also braucht es innovative Ansätze und ein in sich geschlosseneres Konzept. Der Anfang dafür ist gemacht. Weniger Tütensammler, weniger Masse, dafür mehr Qualität und mehr Komfort für die Fachbesucher. Das haben wohl alle so empfunden. Aber leider sinken nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch immer weniger Journalisten und Blogger finden den Weg zur cebit. Eben weil das nächste große Ding (=Produkt) nicht hier enthüllt wird. Und um das nächste große Ding (=Thema) zu verstehen, fehlt es noch an Ideen. Draußen saß ich neben der Redaktion einer Schülerzeitung. Tenor:  Zum Thema Shareconomy ist hier nichts gesagt worden, was die nicht schon im Heft hatten. Nun denn…..

Ambush2.0 – Real Time Content Marketing im Second Screen

, 28.02.2013,

Der Begriff des “Real Time Marketing” erobert derzeit die Marketing-Abteilungen von zwei Seiten.

Zum Einen im Hinblick auf den technischen Prozess des “Real Time Advertising“, also Auktionen um Werbebanner auf Websites, die in wenigen Millisekunden erfolgen. Darum soll es heute und hier nicht gehen.

Zum Anderen steht aktuell das Thema “Real Time Content Marketing“, also Reaktionen auf aktuelle Ereignisse in Social Media im Fokus. Dabei genügt es nicht, einfach nur aktuelle Themen zu kommentieren oder zu streifen, man muss eigene Duftmarken setzen. “Commenting on the Zeitgeist Isn’t Enough to Be Relevant” stellt Ian Schafer treffend fest.  Als beim letzten Super Bowl der Strom ausfiel, verbreitete Keksproduzent Oreo über Twitter einen Webflyer mit dem Slogan “You can still dunk in the dark”. Der Tweet wurde 15.000 Mal retweetet, der Facebookbeitrag über 20.000 Mal geliked und die Fanzahl bei Instagram erhöhte sich von 2.000 auf 36.000. Ein ausgezeichnetes Ergebnis für einen am Ende überschaubaren Aufwand (Idee, Gestaltung, Tweet).

Bildschirmfoto 2013-02-28 um 12.08.14

 

Real Time Content Guerilla Marketing 

Solche Aktionen lassen sich nur bedingt planen, zeigen aber, welche Chancen (und Herausforderungen) “Echtzeit”-Kommunikation für Unternehmen darstellt. Interessant ist das Ganze auch aus rechtlicher Sicht, denn mit zunehmender Bedeutung des “Second Screen”-Phänomens öffnen sich auch ganz neue Möglichkeiten des Guerilla Marketings.

Beispiel Medienpartnerschaft 

Biersorte K präsentiert die erfolgreiche Krimireihe T im Fernsehen. K bezahlt dafür einen nicht unwesentlichen Betrag, um die Fernsehzuschauer zu erreichen. K wird kurz vor und kurz nach dem Krimi eingeblendet. Der Kontakt ist kurz und nicht besonders emotional. Nun könnte Biersorte W auf die Idee kommen, sich unter dem Hashtag #T in die Gespräche zum Krimi einzumischen oder mit einem “Sponsored Tweet” im entsprechenden Feed genannt werden. Ist der Hashtag #T markenrechtlich geschützt?

Beispiel Werbebande 

Vor Kurzem (ich glaube beim Länderspiel gegen Frankreich) buchte eine deutsche Onlinedruckerei Werbeflächen im Stadion. Interessanterweise wurde nicht der klassische Image-Ansatz gewählt, sondern via Lauftext auf der LED-Anzeige für ein Aktionsangebot geworben. Im entsprechenden Twitterfeed, der sehr rege genutzt wurde (sekündlich neue Tweets), fand ich die Druckerei dagegen nicht wieder, obwohl ich nicht der einzige wahr, der sich via Tweet zum Angebot geäußert hatte. Wettbewerber haben hier eine riesige Chance verpasst, das Angebot zum Beispiel um einen Euro zu unterbieten und mit Direktlink zum Webshop eine bessere Conversion zu erzielen, als das über Werbebanden im Stadion möglich ist. Und war bzw. ist der Hashtag #FRAGER (France VS Germany) geschützt für die offiziellen Sponsoren der UEFA?

Wie ist das bei Euch im Unternehmen? Seid Ihr gewappnet, um auf aktuelle Dinge einzugehen? Habt Ihr ein Freigabesystem, was dieses erlaubt? Habt Ihr Euren Anwalt im Skype-Chat? 

 

Weiterführende Links/ Verwendete Quellen:

Forbes: The Oreo Slam Dunk

tbgdigital über Real time consumer engagement mit der Twitter API

Real TIme Advertising Community auf Google+

Ian Schafer über Real-Time Marketing

Neun Gründe, warum sich die Social Media Week Hamburg für mich mehr lohnte als viele Barcamps


Die Social Media Week Hamburg geht heute zu Ende und auch wenn ich leider nur kurz dabei sein konnte, war ich sehr positiv überrascht. Die international umgesetzte Idee eines dezentralen Barcamps über eine ganze Woche ist sozusagen das Sziget-Festival unter den Unkonferenzen. (Fast) alle Organisatoren, Speaker und Moderatoren arbeiteten ehrenamtlich und die Atmosphäre entsprechend freundlich, offen und doch professionell. Acht Dinge, die mir besonders gefallen haben, habe ich ganz Social Media-mäßig in eine Liste gepackt. Die Slides zu meiner Session über Social Discovery und Location Based Services stelle ich in Kürze online (ich muss da für die Webnutzung ein paar Bilder tauschen). Die Aufzeichnung des Google Hangouts findet ihr bei Youtube.

Warum die Social Media Week Hamburg sich mehr lohnte als viele Barcamps

  1. Sie ist in Hamburg. Alleine deshalb lohnt es sich
  2. Es gibt keine Ticketbegrenzung
  3. Es kommen mehr Personen aus der Führungsebene, die am Wochenende nicht kommen und/oder kein Mixxt-Konto haben
  4. Es gibt keine spontanen Spaßsessions sondern (meist) profundes Wissen gut aufgearbeitet
  5. Man lernt schneller Leute kennen, weil die einzelnen Locations kompakter (=kuschliger) sind
  6. Man kann mit diesen neuen Bekanntschaften besser in gemütlichen Cafes abhängen
  7. Das Publikum ist internationaler
  8. Man lernt mehr Locations kennen
  9. Es gibt mehr freie Steckdosen

Nächstes Jahr bleib ich länger. Irgendjemand, der es nicht so gerne mochte wie ich?

 

 

 

 

 

 

 

Die Dschungelgeburt von Frische Fische am Heiligabend 2003

, 24.12.2012,

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Es begab sich im Sommer des Jahres 2003, dass die Idee geboren wurde, eine eigene kleine Agentur zu gründen. Viel Zeit verbrachte ich daraufhin mit der Planung und so auch mit der Namensfindung. Ich wollte die Agentur auch namentlich abgrenzen von den goldbeschilderten Marmortempeln mit ledernen Chefsesseln und Empfangsdame, die es damals in München allerorten gab.
Die zu gründende Agentur sollte dagegen ganz eng an den zu erobernden Kunden agieren und sich auf die ursprünglichen Markt-Werte zurückbesinnen. Was also gab es schon im antiken Athen auf dem Markt? Ganz sicher Fische! Frische Fische! So lautete gleich mein allererster Gedanke.
Freilich war ich mir noch nicht sicher mit dem Namen: Vielleicht zu flapsig? Zu nervig jeden Tag am Telefon auszusprechen? Ein Zungenbrecher nicht nur für Ausländer?
In den anschließenden Wochen und Monaten schrieb ich Notizbücher voll mit möglichen Namen, kondensierte diese dann auf eine 5er-Shortlist und flog direkt vor der Gründung im Dezember 2003 in den Urlaub nach Thailand.

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Es war Heiligabend als ich in einer Gruppe von 10 Leuten durch den Dschungel bei Chiang Mai stapfte. Zwei meiner Mitabenteurer entpuppten sich als saucoole Amis von irgendeiner hippen New Yorker Werbeagentur. Ich trug ihnen meine Liste vor, einer der beiden hatte zugehört und kommentierte beinahe enttäuschend lapidar: „Take Fresh Fish, that’s cool.“ Der andere nickte beiläufig und nach diesem Ritterschlag stand für mich der Name fest. Am Heiligabend 2003, nachmittags, irgendwo im Urwald.
Ebenfalls auf der Shortlist standen übrigens noch:

  • Blue Eyes Communications
  • PRinternational
  • Caramba PR
  • Karacho PR

Frischfröhliche Weihnachten!
Wünscht Euer Jan

Warum die Anzahl der Facebook Fans wichtiger ist als Interaktionsrate

, 24.12.2012,

Heute, da der Chef sein Heiligabendblogpostthema eingereicht hat und damit ein altes Versprechen einlöst, werde auch ich selbiges tun. Ein bisschen ist dieser Artikel nämlich ein Weihnachtsgeschenk an unseren Masterstudenten Stefan, der in diesem Jahr für viel Input im Aquarium gesorgt hat und mit dem es sich vortrefflich über Sinn und Bedeutung von KPIs diskutieren lässt und dem ich diesen Post schon seit Oktober schulde. Seitdem steht zumindest die Überschrift.

Und die ist natürlich reichlich plakativ und vor allem als provokante Reaktion auf die “Interaktions-Jünger” unter meinen Social Media Kollegen zu verstehen, die dafür gesorgt haben, dass Unternehmen heute zwar immerhin keine Fans mehr kaufen, uns aber dafür entweder Frikadellen ans Ohr labern oder Kommentare und Likes erzwingen. Machen wir uns nichts vor: Tausende Unternehmen da draußen haben einfach extrem wenig zu erzählen und machen trotzdem verdammt gute Arbeit. Und es ist weder das Ziel des Social Media Beraters für Fans zu sorgen noch für Interaktion. Der Social Media Berater muss vor allem das Unternehmen dabei unterstützen, dessen Marketingziele zu erreichen. Es ist extrem wichtig zu wissen, ob ein Unternehmen neue Zielgruppen erschließen muss oder sich in seiner Nische so wohl fühlt, dass es vor allem die Bestandskunden halten will. Im ersten Fall nützt die Interaktion relativ wenig, im zweiten ist sie unerlässlich.

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In den meisten Branchen aber geht es darum, möglichst viele Menschen für Deine Marke zu begeistern. Frage mal nach bei Rot Weiß Oberhausen oder Waldhof Mannheim (ca. 10.000 Facebook-Fans). Ich wette, die haben fantastische Interaktionsraten auf Facebook und der Vorstand führt dort jede Menge Dialoge “auf Augenhöhe” (an der Wurstbude). Aber sie gewinnen keine neue Fans. Nicht im Stadion und nicht auf Facebook. Weil sie nicht schaffen, was BVB, Schalke 04, ja sogar die TSG Hoffenheim (60.000 Facebook-Fans) schaffen: Die “Touristen” zu begeistern, die Erlebnisfans. Die Fans, die jedes Jahr ein neues Trikot kaufen, denen es aber völlig egal ist, ob Du die neue Einkaufspolitik mit ihnen diskutierst oder nicht.

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Wie viel Kreativität verträgt eine Pressemitteilung?

, 22.12.2012,

Null! Es geht schließlich um seriöse, sachliche Informationen, die ebenso aufbereitet sein wollen, damit  die Redakteure, Blogger und andere Vervielfältiger unverfälschten Input für ihre eigene Berichterstattung bekommen.

Viel! Es geht schließlich um Unterstützung bei der Einordnung der puren Information, um Hilfe beim Finden von Aufhängern für die eigene Berichterstattung von Redakteuren, Bloggern und andere Vervielfältigern.

Beides stimmt, doch je nach Zweck das eine mehr als das andere:

22Sind Finanzinfos, Personenmeldungen oder Partnerschaften die Themen, hat die rein sachliche Formulierung das absolute Primat. Sei es allein schon aufgrund des Börsenrechts oder weil die Interessen anderer Unternehmen als nur die des eigenen Kunden tangiert werden, sei es, weil die angestrebten Formate an Veröffentlichungen eh vor Staubheit strotzen. Nichts ist langweiliger geschrieben als Finanznachrichten, Personalinfos oder Koop-Meldungen (außer vielleicht die Spielberichte auf kicker.de) und daran ändert auch ein  spritzigerer Stil einer Pressemitteilung nichts.

Gilt es allerdings ein neues Produkt oder einen neuen Service anzukündigen, sorgen neutrale Faktensammlungen und Featurelisten eventuell mal zu kleinen Newsmeldungen in der Fachpresse, aber inspirieren weder Global-Interest-Medien noch TV-Produktionsfirmen noch Lifestyle-Gazetten. Noch wird aus einem kümmerlichen Einspalter ein Aufmacher. Nach meiner Erfahrung sind selbst Fachmedien zunehmend dankbarer für zugelieferte Kontexte, Zuspitzungen, Vergleiche, Bilder und andere bunte Anpreisungshilfen.

Habe ich „Storytelling“ gesagt“? Nein. PMs taugen nicht zur Epik, dafür ist die Rezeptionszeit zu kurz, oberflächlich und vergänglich. Für das Storytelling gibt es andere PR-Instrumente wie telefonische Pitches, Cases, YouTube, Fachartikel, Vorträge etc. Ich meine auch keine pseudokreativen Sprachergüsse, die abends im Schaukelstuhl genossen wonnige Zungenschnalzer hervorlocken; denn auch dafür passt die hektische Rezeptionshaltung vorm Redaktionsrechner nicht. Das wäre ähnlich erfolglos wie die Durchsagen in den tschechischen Zügen, die mich so oft von Dresden nach Berlin bringen und mir morgens um 6 Uhr den Genuss eines echten Pilseners nahelegen.

Es geht um eine nebenbei erfolgende Einordnungshilfe für gestresste, unterbesetzte Redaktionen. Das können ein Halbsatz mit einem Link sein, eine prägnante Wortneuschöpfung, eine beigefügte Grafik, ein Zahlenvergleich – und wenn einem gar nichts anderes einfällt auch die Ergebnisse einer Umfrage bzw. neudeutsch „Studie“.

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„Truth well told“ – das vortreffliche Credo von McCann Erickson von 1912 braucht ein kleines Update. Mein Vorschlag: Truth well narrated. Denn wahr ist nicht unbedingt, was wir sagen, sondern was der Gegenüber versteht und zur Kongruenz von beidem verhilft gern eine kleine Einbettung.

Kleiner Exkurs: Ich stoße manchmal auf seltene Wörter, bei denen ich mir selbst auferlege, dass ich sie im nächsten Text unterbringen muss. Schon wird der Textprozess wesentlich unterhaltsamer und kreativer. Ich meine Worte wie „Schnickschnack“ oder „Maustatur

In diesem Text musste ich übrigens „Zungenschnalzer“ unterbringen.

Beiträge von Besuchern meiner Facebook-Fanpage: Eine Frage der Einstellung(en)


21Kaum eine Frage wird beim Aufsetzen neuer Fanseiten so ausgiebig diskutiert wie der Umgang mit Beiträgen von Besuchern. Erlauben oder verbieten? Manuell freigeben oder automatisiert? Und wir zur Hölle ändert man das überhaupt? Facebook bietet hier verschiedene Grundeinstellungen an, die aber dem weniger erfahrenen Admin die Auswahl nicht wirklich erleichtern. Hier ein paar Dinge zu den (rein technischen) Einstellungen und deren Auswirkungen:

Nichts geht mehr

Nimmst Du in den Einstellungen alle Haken raus, dann kann niemand mehr auf die Pinnwand Deiner Fanpage (aka Chronik) posten. Lob, Kritik, Fragen, Anregungen: Das alls geht dann nur in den Kommentaren und per Direktnachricht (wenn diese aktiviert wurde).

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Wenn man also die Einstellungen so wählte, sähe unsere Seite so aus:

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Die Manuelle Freigabe

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Inokulationsstrategie: Was ist das und warum sie für Instagram möglicherweise die richtige Wahl gewesen wäre


Inokulation ist ein so schönes Wort nicht. Es kommt aus der Mikrobiologie und bedeutet laut Wikipedia „das Animpfen einer Zellkultur oder einer Kultur mikrobieller Stämme“. Doch was hat das mit Kommunikation zu tun? Noch mal Wikipedia: „Eine Inokulationsstrategie steht im Marketing für das Konzept, die Zielgruppe durch aktive Kommunikation (im Sinne einer Impfung) gegen Kontra-Argumente zu immunisieren.“ Klingt noch viel weniger schön.

Doch genauer betrachtet hat das Konzept seinen Reiz. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Mehrzahl der Geschäftsmodelle und Produkte (neben dem offensichtlichen Ziel, Geld zu verdienen) mit „guten“ Absichten auf den Markt gebracht werden: ein Problem lösen, etwas besser, schneller, anders machen, Technologien für neue Nutzergruppen erschließen… Oftmals dreht sich die Kommunikation – vor allem im Marketing – dann natürlich um die positiven Seiten, den Mehrwert, den Nutzen. Das ist auch selbstverständlich so. Doch beinah jedes Business Modell, fast jedes Produkt, jede Dienstleistung hat eine „tricky“ Seite, einen Aspekt, den man eigentlich lieber nicht zur Sprache bringt, einen Haken, einen Kritikpunkt, der manchmal gar nicht aus der eigentlichen Zielgruppe, sondern aus ganz anderen gesellschaftlichen Gruppen kommen kann. Viele Unternehmen kennen ihre Schwachstellen, bereiten sich bestenfalls kommunikativ darauf vor, haben Informationen und Argumente in der Hinterhand. Wenn dann die Kritik am brodeln ist, aus latenten Issues akute werden, wählen sie entweder die Auseinandersetzung / den Dialog oder sie setzen auf Entkräftigung, Kleinreden, Aussitzen. Das kommt ganz auf die Art des Problems, das Unternehmen selbst und natürlich auf die Kommunikationskultur an.
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Gründen im Tigerstaat: Technologie-Startups in Singapur


Meine Familie lebt seit 5 Jahren in Singapur und schaue ich mich in der Stadt um, fallen mir sofort die Kinder mit den Tablets und Smartphones auf. Da stellt sich die Frage, ob nicht eine solche Stadt, in der schon die Kleinsten mit den neuesten Technologien vertraut sind, auch besonders herausragende Technologieunternehmen hervorbringt.

Die Bedingungen für eine Unternehmensgründung sind in Singapur durchaus gut. Laut dem Startup Ecosystem Report 2012 befindet sich der Stadtstaat auf Platz 17 der startup-freundlichsten Länder der Welt. Die World Bank sieht Singapur sogar auf Platz 1, wenn es um die Bedingungen für eine Unternehmensgründung geht. Damit besitzt der Tigerstaat das Potenzial, in den kommenden Jahren zum Zentrum der Startup-Szene Asiens zu werden. Dazu trägt nicht zuletzt auch die geografische Lage des Landes bei. Ein guter Standort bildet schließlich eine wichtige Grundlage für Entrepreneurs, um Geschäfte aufzubauen und sie strategisch auszurichten.

Singapur bietet hervorragende Möglichkeiten, gleichzeitig in wichtigen Nachbarländern zu launchen. Denn kurze Entfernungen bedeuten nahezu gleiche Zeitzonen zu den Nachbarstaaten, was wiederum den Markteintritt und die Geschäftsbeziehungen zu diesen Ländern vereinfacht. Gleichzeitig hilft Englisch, die Amtssprache Singapurs, beim Launch im englischsprachigen Ausland. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich auch, dass Singapur an sich schon viele verschiedene Kulturen, angefangen von Chinesen und Russen bis hin zu Expats aus Australien oder auch Deutschland, und damit eine Menge unterschiedlicher Perspektiven und Know-how vereint.
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Die Regierung hat einiges unternommen, um in Singapur einen Gründerboom zu entfachen. So wurden Fonds eingerichtet, sowie Agenturen und Behörden aufgebaut wie beispielsweise das Economic Development Board und International Enterprise Singapore,, die Gründungswilligen mithilfe von Kapital und Kontakten beim Start zur Seite stehen. Neben dem Kapital findet man auch gut ausgebildete Talente in Singapur.
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Wieso haben international tätige PR-Berater saubere Fingernägel?

, 18.12.2012,

Dass international tätige PR-Berater so saubere Fingernägel haben, hat nicht mit einer höheren Wertschätzung gepflegter Nägel im Ausland zu tun, sondern wir haben schlicht die Zeit dazu. Denn bei international agierenden Unternehmen und deren Lead-Agenturen, gerade aus Angelsachsen, gibt es den gefühlten Zwang im Wochen- oder Monatsrhythmus alle engagierten Agenturen aus den einzelnen Ländern in einem gemeinsamen „Update-Call“ zu versammeln.

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Der Gedanke dahinter ist ja nicht verwerflich: Alle Akteure sind auf dem gleichen Stand, man kann sich untereinander austauschen, Tipps geben und annehmen und man hört wenigstens einmal pro Rhythmus die Stimme der Partner.

So weit, so gut –  aber nach dem Warten, bis die französische Agentur sich endlich eingewählt hat und dem allgemeinen Update („Press release XY was postponed to…“ und „There’s a new case study online with a customer from Milwaukee…“) folgt unweigerlich: „Now let’s come to the country updates.“ Und das ist der Startschuss für die Maniküre.

Land für Land wird aufgerufen und berichtet minutenlang in holprigem Englisch darüber, was sie für tolle Clippings in nie gehörten Medien erreicht hat und weshalb sie irgendetwas aus irgendwelchem Grund noch nicht geschafft hat. Bei 5-6 Länderagenturen bleibt die Länge der Telco noch bei rund einer Stunde. Doch mit Schaudern erinnere ich mich an die Zeit, als einer unserer Kunden von IBM übernommen wurde: Rund 20 Agenturen und kein Call dauerte unter zwei Stunden! Damals waren meine Nägel ganz besonders rein, die der Damen im Call sicher besonders schön.

“ladybug fingernails” by duda c.

Gewiefte PR-Profis erkennt man übrigens daran, dass sie nicht sofort reagieren, wenn sie endlich im Reigen der Länder mit ihrem Update dran sind. weiterlesen